Brennpunkt | Freitag, 19. August 22
Mordprozess: Bruder des Angeklagten erstmals im ZeugenstandDeggendorf/ Passau/ Freyung - „Die Beweislage ist durch diese Aussage nicht besser geworden“, sagt einer der beiden Verteidiger am Ende des 20. Verhandlungstages. Im Mordprozess um das Verbrechen von Freyung hat heute erstmals der Bruder des Angeklagten ausgesagt. Er ist nach eigenen Angaben die erste Person, der sich der Täter nach dem Verbrechen anvertraut hat. Fünfeinhalb Stunden lang sitzt der Bruder im Zeugenstand, begleitet von einem jungen Passauer Anwalt als Beistand. Der Familienangehörige hatte sich am Ende dieses Wiederaufnahmeverfahrens entschieden, auf sein Zeugnisverweigerungsrecht zu verzichten, um Dinge „klarzustellen“. Der 31-Jährige vermittelt zeitweise den Eindruck, er wolle er sich das Erlebte von der Seele reden, reinen Tisch machen. Tagelang habe er nicht schlafen können, es belaste ihn bis heute.
Sein vier Jahre jüngerer Bruder hat Ende Oktober 2016 mit mehreren Messerhieben die Mutter seines kleinen Sohnes erstochen. Sie wollte sich von ihm trennen. Der junge Vater flüchtete mit dem Kind nach Spanien, wurde gefasst und ausgeliefert. Nach dem Ersturteil des Passauer Landgerichts sitzt er, verurteilt zu zwölf Jahren Gefängnis wegen Totschlags, seit fünf Jahren und neun Monaten hinter Gittern. Wenige Tage nach diesem Geständnis, so erzählt der Zeuge weiter, habe sein Bruder bei einem Treffen am Bayerwaldrasthof der Bundesstraße 12 eine andere Tatversion verkündet: Er habe die Mutter seines Kindes im Schlaf umgebracht und sich danach an der Leiche vergangen. Diese Äußerung sei im Beisein seines besten Freundes, mit dem er früher auf Einbruchstouren ging, gefallen. Er halte diese Aussage als eine für seinen Bruder typische Prahlerei, so der Zeuge.
Die geschilderte Szene am Bayerwaldrasthof gibt den Mitglieder der Großen Strafkammer auf der Suche nach der Wahrheit neue Rätsel auf. Denn sie deckt sich mit keiner der bisherigen Zeugenaussagen. Der Einbruchskomplize, ein Kronzeuge der Anklage in diesem Wiederaufnahmeverfahren, hat nach seinen Schilderungen die Tatversion mit „Schlaf und Sex“ erfahren, als er - zu einem späteren Zeitpunkt - den Täter und den Halbwaisen zum Burgeressen nach Passau fuhr.
Der Bruder des Angeklagten stempelt sich im Zeugenstand selbst zum Lügner: Er habe seiner Lebensgefährtin und späteren Ehefrau erzählt, dass er als Tatortreiniger und Fluchthelfer bei diesem Verbrechen mitwirkte. Diese habe dies größtenteils zutreffend im Zeugenstand wiedergegeben. Die angeblich Wahrheit: Er habe dies alles nur erfunden, um ihre Aufmerksamkeit zu gewinnen.
hud
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04. Februar 2023
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