Universität | Montag, 18. Mai 15

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Die Absage im Netz der Sportstudenten.
Gleichstellungsbeauftragte gegen Gaudi-Wettkampf

"Fensterln" beim Passauer Uni-Fest verboten

Die Gleichstellungsbeauftragte der Universität Passau hat den Veranstaltern eines Sportfestes nahegelegt, einen Gaudi-Wettkampf abzusagen: Burschen in Tracht sollten sich im „Fensterln“ messen, über Hindernisse und Leitern möglichst schnell die Kammer einer „Angebeteten“ erklimmen.

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Die Veranstaltungsreihe des Uni-Sportfestes sollte mit dem Programmpunkt "Fensterlkönig" eröffnet werden.
Die Gleichstellungsbeauftragte der Uni habe klar gemacht, dass der Wettbewerb um den „Fensterlkönig“ gegen "das Gleichstellungskonzept" der Universität Passau verstoße und die Frau "zum Objekt degradiere". So erklären die Veranstalter im Netz, warum sie das für Donnerstag geplante Spiel absagen mussten.

„Der Genderwahnsinn nimmt Überhand“, meldet sich der "Ring Christlich-Demokratischer Studenten" zu Wort. Auch die "Liberale Hochschulgruppe" befindet, es sei „weit am Ziel vorbeigeschossen" worden. „Es wurde nicht begriffen, dass es sich hier um das spaßhafte Aufgreifen einer (übrigens die Frau ehrenden) Tradition geht“, schreibt deren Sprecher.

Spielleiter geht Kompromisse ein
Wie Spielleiter Niko Schilling, ein niederbayerischer Lehramtsstudent für Sport um Mathe berichtet, habe ihn die Gleichstellungsbeauftragte am Freitag früh telefonisch informiert: Auch das Sportfest habe sich an die Gesetze zur Gleichstellung, die an der Uni gelten, zu halten. „Ich habe schnell bemerkt, dass ich bei ihr auf eine Wand stoße“, sagt er. Beim Wettbewerb „Wife Carrying“ – hier tragen Burschen ihre „Bräute“ und der Sieger erhält so viele Liter Bier wie die Frau auf die Waage bringt - habe er sich auf einen Kompromiss eingelassen. Die Ausschreibung habe er so korrigiert, dass jetzt theoretisch auch Frauen ihren „Partner“ oder ihre „Partnerin“ durchs Ziel tragen können. „Aber wenn ich jetzt anfange, Männer auf den Balkon zu stellen und Frauen über die Leiter zu schicken, für so ein Spiel meldet sich doch niemand“, sagt der 27-Jährige. Er werde den Wettbewerb außerhalb des Unigeländes nachholen.

Maulkorb für Gleichstellungsbeauftragte
Die Gleichstellungsbeauftragte Dr. Claudia Krell und deren Vertreterin Birgit Stümpfl reagieren auf Medienanfragen nicht. Als "Mitglied der Verwaltung" dürften sie keine Stellungnahme abgeben, erklärt Uni-Sprecherin Katrina Jordan. "Es wird eine offizielle Mitteilung am Nachmttag herausgegeben." Von einem "Verbot" könne keine Rede sein. Schilling erklärt allerdings, dass er unmissverständlich auf die internen Richtlinien und Konsequenzen hingewiesen worden sei.

Jura-Professor: "Undurchdachte Aktion"
Es handele sich um eine "undurchdachte Aktion, die den berechtigten Belangen von Gleichberechtigung einen "Bärendienst" erweist, kritisiert der Passauer Jura-Professor Holm Putzke das Vorgehen der Beauftragten Krell. Putzke ist ein eifriger Teilnehmer und Freund der Unterhaltungsspiele am Campus. 

Ins Leben gerufen hat den „Fensterlwettbewerb“ ein österreichischer Getränkehersteller, der seinen Energiedrink bevorzugt mit Sport- und Leistungswettkämpfen vermarktet. Gesponsert von einem Passauer Wirt sollte für das Passauer Uni-Sportfest dieser Wettkampf imitiert werden. Hier das Werbe-Video:

Ist „Fensterln“ frauenfeindlich? Im Netzwerk wird jetzt eifrig darüber diskutiert. 

"Ihr schreibt selbst von dem Motto "Holz vor der Hüttn, Fensterln und Nageln" und wundert euch dann allen ernstes, dass euch vorgeworfen wird, Frauen zu Objekten zu degradieren. das ist schon ziemlich dumm", meint Ex-Student Kevin Schmidt. Auf der anderen Seite nennen viele Frauen diesen Vorgang "lächerlich". Ex-Studentin Chrstiane Biebl schreibt, man könne nur hoffen, dass genügend Zeit bleibt, sich mit den wirklich ernsten Fällen von Diskriminierung zu beschäftigten.  

***

Unserer Anfrage an die Gleichstellungsbeauftragte von 9 Uhr wurde von der Pressesprecherin der "Zentrale Verwaltung, Abteilung Kommunikation und Marketing" offiziell um 14.30 Uhr schriftlich wie folgt beantwortet:

Anfrage von: Hubert Denk
Medium: mediendenk/Bürgerblick
Thema: Absage der Veranstaltung „Fensterlkönig“

Wann und wie wurde das Verbot für die Veranstaltung „Fensterlkönig“ erteilt?
Die Veranstaltung wurde weder von Seiten der Gleichstellungsbeauftragten noch seitens der Universität verboten. Die Veranstalter hatten im Gespräch mit der Gleichstellungsbeauftragten zu einer Kompromisslösung in der Kommunikation und Durchführung gefunden, mit der die Veranstaltung dem gesetzlich vorgeschriebenen Gleichstellungsauftrag der Universität genügt hätte. Somit hätte die Veranstaltung aus Sicht der Universität stattfinden können. Der veranstaltende Verein hat die Veranstaltung aus eigenen Beweggründen abgesagt.


Wie begegnen Sie folgender im Netz verbreiteter Kritik: „Der Genderwahnsinn nimmt Überhand“, schreibt der RCDS. Es sei „weit am Ziel vorbeigeschossen wurden“, urteilt die liberale Hochschulgruppe. „Es wurde nicht begriffen, dass es sich hier um das spaßhafte Aufgreifen einer (übrigens die Frau ehrenden) Tradition geht“.
Die Universität hat nicht im Sinn, Traditionen geringzuschätzen. Sie hat den gesetzlichen Auftrag und das Leitbild, Männer und Frauen gleich zu behandeln. Offizielle Veranstaltungen der Universität müssen diesem Auftrag entsprechen, alles andere wäre gesetzeswidrig. In der ursprünglichen Konzeption der Veranstaltung waren Frauen von der Teilnahme ausgeschlossen, was bei einer öffentlichen universitären Veranstaltung nicht sein darf. Die veranstaltenden Studierenden* vom Verein Sportstudenten Passau e.V. haben sich mit der Gleichstellungsbeauftragten daraufhin wie folgt abgesprochen: Das Angebot wird dahingehend geändert, dass sowohl Männer als auch Frauen an diesem Wettkampf teilnehmen können. Der Schritt, die Veranstaltung ganz abzusagen, ging alleine vom veranstaltenden Verein selbst aus.

Dass Männer bei einem Wettlauf ihre „Bräute“ tragen, „Wife Carrying“, ist ein weiterer Programmteil der „Sportveranstaltung“. Was ist die Meinung der Gleichstellungsbeauftragten dazu?
Die Universität und ihre Gleichstellungsbeauftragte haben Verständnis dafür, dass die Veranstaltenden* den Titel, der eine international feststehende Bezeichnung dieser Disziplin darstellt, nicht in eine geschlechterneutralere Version, beispielsweise „Partner Carrying“, ändern möchten. Der Titel der Veranstaltung kann deshalb gerne so bestehen bleiben. Mit den studentischen Veranstalterinnen und Veranstaltern wurde besprochen, den Text dahingehend deutlicher zu formulieren, dass alle Arten von Besetzungen – Mann trägt Frau, Frau trägt Mann sowie gleichgeschlechtliche Besetzungen – möglich sind. Damit zeigten sich die Veranstaltenden* einverstanden.

*gemeint sind schlicht Veranstalter und Studenten, die als Veranstalter auftreten.

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