Die „Passauer Woche“ ist Geschichte? Ja. Die Redaktionen wurden aufgelöst, die Journalisten gekündigt. Aber ein bleiches Skelett „Passauer Woche“ mit dem roten Stempel „Extra“ existiert im neuen Jahr weiterhin.
Wie in der Titelgeschichte unserer Novemberausgabe „PNP tritt Pawo in die Tonne“ angekündigt, will die Verlegerfamilie auf ein fragwürdiges Geschäftsmodell nicht verzichten: Im Tarnmantel einer „Zeitung“ Prospekte verteilen. Die Verleger verwenden die Pseudopresseprodukte als Umschlag, um der Deutschen Post diesen Erwerbszweig abzuschneiden. Dass durch verlorene Werbesendungen der Post Einnahmen verloren gegangen sind, bezahlt letztendlich der Verbraucher, die gestiegenen Portogebühren.
Das PNP-Produkt, das heute in Treppenhäuser und an Hauseingänge flattert: 80 Gramm Prospekte in 60 Gramm Tarnmantel.
Ob der Briefkastenaufkleber „Keine Werbung“ das auf Werbung reduzierte Printprodukt abwehrt?
Berechtigte Frage. Denn genau in diese Lücke stoßen die Verleger. Als „Presse“ können sie die „Keine Werbung“-Aufkleber umgehen, an welche sich die Postboten halten müssen. Ihr Versprechen an Aldi, Lidl und Co.: Nur über uns können die Prospekte eine breite Kundschaft erreichen.
Der journalistische Teil des „Wochenblattes“ ist durch sogenannte Servicethemen, PR- und Agenturbeiträge, ersetzt worden: „Zeit für Finanzcheck“, „Schöne Haare trotz Kälte“, „Wer fliegt, wer bleibt?“ Letztere Überschrift könnten die entlassenen Redakteure als freche Anspielung lesen (es geht übrigens um Zugvögel, nicht um Arbeitnehmer).
Die Wiedergeburt der „Passauer Woche“ als reine Marketinghülle wird von den ehemaligen Pawo-Mitwirkenden wahrscheinlich als schallende Ohrfeige empfunden.
Mehr in der gedruckten Ausgabe.