Brennpunkt | Freitag, 26. August 22
Nahverkehr: Region Passau kehrt zurück zu Papiertickets und TarifchaosBerlin verlängert das Neun-Euro-Ticket bis Ende des Jahres. Bayern sieht darin keinen Nutzen und verweist darauf, dass der Bund erst die Bahn ertüchtigen soll. Die Region Passau kehrt zurück zu Papiertickets und Tarifchaos. Oberbürgermeister Jürgen Dupper ist der Meinung, dass die Einführung des Neun-Euro-Tickets gewiss dazu geführt habe, dass der ÖPNV als attraktive Mobilitätsform in den letzten Monaten wieder stärker wahrgenommen worden sei. „Auch die Stadt Passau versucht im Sinne des Klima- und Mobilitätswandels nach Möglichkeit nachhaltige Mobilität wie den ÖPNV zu stärken“, schreibt er. Das heißt im Klartext: Es passiert wenig. Der Rathauschef verweist nach unserer Anfrage auf eine Sitzung des für Mobilität zuständigen Stadtratsausschusses vom 4. Februar 2020. Hier war beschlossen worden, dass die Stadt Passau im Verbund mit den Landkreisen Freyung-Grafenau, Deggendorf, Dingolfing-Landau, Passau und Regen einen gemeinsamen Verkehrsverbund für den öffentlichen Personennahverkehr aufbauen möchte. Was seitdem geschehen ist? 19 Monate später, im September vorigen Jahres, wurde eine Studie ausgeschrieben, auf welcher Grundlage dieser niederbayerische Verkehrsverbund möglich sein könnte. Es dauerte weitere zehn Monate, bis diese Studie vergeben wurde. Im Juli ging sie in Arbeit. Dies geht aus der Antwort des Rathauses auf unsere Anfrage hervor. Das Neun-Euro-Ticket hat zeigt, dass von einem Tag auf den anderen ganz Deutschland mit einem digitalen Ticket zum Verkehrsverbund werden kann. In Passau und anderswo bleibt es beim bekundeten Willen, die Systeme zu vereinfachen. 200 Tage sind seit dem Rathausbeschluss vergangen. Haben Sie in dieser Zeit irgendeinen Oberbürgermeister oder Landrat gehört, der ein digitales Niederbayern-Ticket gefordert oder beanstandet hätte, dass ihm dies alles nicht schnell genug gehe? Jürgen Dupper verweist nach unserer Anfrage darauf, dass der Freistaat Bayern am Zuge sei. Dieser unterstütze Kommunen, die noch keinem Verkehrs- und Tarifverbund Bus und Bahn angehören auf den Weg zum Verbandbeitritt. „Angemerkt werden darf, dass ein Ticket wie das Neun-Euro-Ticket für die Stadt Passau beziehungsweise für die Verkehrsbetriebe ohne finanzielle Zuschüsse wirtschaftlich nicht tragbar wäre“, schreibt er. Im Rathausschreiben werden sehr wohl die Vorteile eines Verkehrsverbundes aufgezählt: einheitliches Ticket- und Tarifsystem, gültig für alle öffentlichen Verkehrsmittel, aufeinander abgestimmte Fahrpläne, koordinierte Fahrgastinformationen. Für Fahrten vom Landkreis in die Stadt gebe es bereits seit mehreren Jahren ein Kombiticket, mit dem die Landbevölkerung „vergünstigt“ mit den städtischen Bussen weiterfahren kann, wird angemerkt. Diese „bestehende Kooperation“ solle „parallel zur Studie weiter ausgebaut werden“. 40 Millionen Mal ist das Neun-Euro-Ticket gekauft worden. Für den bayerischen Verkehrsminister Christian Bernreiter ist das nach eigener Aussage kein Anlass zur Euphorie. Die Bahn müsse erst so schnell werden wie der Individualverkehr, merkt er heute im ZDF-Morgenmagazin an. Vor allem im ländlichen Raum, wo attraktive Angebote fehlen, seien nicht viele umgestiegen. Er sieht für den Ausbau den Bund in der Verantwortung. Ein Signal, dass Schiene und öffentlicher Nahverkehr ein wichtiger Weg aus der Klimakrise sind, vermisst der Moderator von diesem Verkehrsminister. Die Region Passau trifft das Ende des Neun-Euro-Tickets besonders hart. Sie kehrt zurück zu Papiertickets und Tarifchaos. Stadtbus, Überlandbusse, Schiene - viele Verkehrsanbieter agieren nebeneinander und getrennt. Jeder Beteiligte hat seine wirtschaftlichen Interessen. Würde ein Nahverkehrsticket solidarisch von allen getragen, wie beim studentischen Semesterticket, es würde 14 Euro je Kopf und Monat kosten. Grundlage der Berechnung ist die Aussage von Wirtschaftsminister Christian Lindner, dass für eine Fortsetzung des Neun-Euro-Tickets 14 Milliarden Euro notwendig wären. hud
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19:09
Dienstag
03. Oktober 2023
PRIVATE PLATTFORMEN03.10. | Dienstag FREYUNG Landesgartenschau: The Lemon Orchestra Zwischen Gitarre, Bass und Orgel erklingt der bayerische Gesang von Fabrizio Feuersalamander und Johannes Maria Haslinger. Die Eigenkompositionen verbinden Blues mit Disco-Pop. 11:00 Uhr | 16 Euro CAFÉ MUSEUM Jazz-Session ![]() Ob Profi oder Amateur, jeder darf sein Können auf der Bühne zeigen. Gitarrist David Wildner eröffnet den Abend. 20:00 Uhr | freier Eintritt
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