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| Brennpunkt | Freitag, 05. Februar 21
Burnout im Klinikum, ungebremste Todeszahlen und ImpfnotstandDie Seuche hat das Land fest im Griff. Die Corona-Inzidenz verharrt im Stadtgebiet lange bei 200, seit Wochenmitte deutlich darunter. Der Landkreis erholte sich, aber im Landkreis Regen war kurzfristig wieder die 250er Marke erreicht. Warum? Die Kontaktsperren sind nicht vergleichbar mit denen im Frühjahr, aus der ersten Welle sind wir mit einer kleinen zweistelligen Inzidenz in den Sommer gegangen. Die Gesundheitsämter hatten alles unter Kontrolle, jetzt: Fehlanzeige.
41 Sterbefälle seit Sonntag
41 Tote meldeten Stadt und Landkreis Passau seit Sonntag, davon allein das Land 37. Allein heute, Freitag, meldet das Landratsamt 12. Nach unseren Aufzeichnungen die bisher höchste Sterbezahl an einem Tag.
Zur Einordnung: In der gesamten ersten Welle hatte es im Landkreis 31, in der Stadt 21 Tote gegeben. Jetzt summieren sich die registrierten Sterbefälle auf über 350: 99 in der Stadt und 253 auf dem Land.
Statistik: Mit 187 Toten je 100.000 Einwohner haben das Stadtgebiet und mit 132 Toten der Landkreis Passau einen Wert erreicht, der doppelt und fast dreifach über dem deutschen Durchschnitt von 72 (landesweit 60.000 Tote) liegt.
Mit 85 Patienten, Stand Dienstag, ist die Zahl der Patienten im Klinikum Passau nach wie vor hoch, die Kreiskrankenhäuser zählen 59. Künstlich beatmet werden 10 Corona-Erkrankte. Der Aufruf der Regierung an die Unternehmen, die Beschäftigten so weit wie möglich in Heimarbeit zu schicken, verhallt mancherorts ungehört. Während die Zahnradfabrik beispielsweise sofort reagierte und die Kontakte zumindest in den Büros beschränkte, ducken sich mittelständische Unternehmen weg. Wo keine Strafe, da kein Zwang. Die Redaktion kennt Fälle. Da ist der Betreiber eines Autohauses, der seine Rechnerprogramme auf den neuesten Stand gebracht hat, damit der digitale Austausch mit den Computern am Heimarbeitsplatz funktionieren kann. Aber die Leute sitzen danach weiter zusammen in den Büros. „Mitte Februar ist der Lockdown sowieso vorbei, dass kann man noch abwarten“, heißt es vom Chef. Andere Arbeitgeber versenden Schreiben, in denen ausdrücklich darauf hingewiesen wird, dass "Homeoffice" keine Pflicht, also nicht angeordnet ist. Zwischen den Zeilen lässt sich lesen, dass es nicht erwünscht ist.
Es läuft an vielen Orten lasch. Beispiel Kindergarten, ein Virusknoten zu den Familien und den Kontaktpersonen der Kindergärtnerinnen. Das bayerische Kabinett hat beschlossen, dass jeder Kinderbetreuende zwei (in Worten: zwei) FFP2-Masken erhält. „Die Masken können beispielsweise auf dem Weg zur Arbeit im öffentlichen Nahverkehr oder auch in der Kindertageseinrichtung genutzt werden, beispielsweise bei Elterngesprächen“, heißt es. Und ein Satz folgt, der Eltern empört, die nicht wollen, dass ihr Kind das Virus nach Hause bringt: Eine Pflicht zum Tragen einer FFP-2-Maske am Arbeitsplatz bestehe nicht. "Alles wird auf den Rücken der Gastronomie und der Händler ausgetragen, Handwerk und Büros sind nicht betroffen", ärgert sich ein Geschäftsmann aus dem Neumarkt. Er hat das Protestplakat "Wir machen auf..." ins Schaufenster geklebt. Dass er als wirtschaftlich schwer Angeschlagener den "Querdenkern" an den Lippen hängt, will er nicht leugnen. "Dann gehöre ich eben auch zu den Verschwörungstheoretikern." Der sogenannte Lockdown verdient seine Bezeichnung nicht. Die Coronasperren kamen zu spät und zu zaghaft. Jetzt ziehen sie sich wie Kaugummi und zerren an den Nerven. Der Reporter erhält Fragen wie diese: Wer um 23 Uhr alleine auf der Straße unterwegs ist riskiert ein Bußgeld von 500 Euro, aber wenn er zehn Stunden später mit zehn Leuten im Großräumbüro sitzt, besteht offenbar keine Ansteckungsgefahr? Die Politik müsste ihre Maßnahmen besser erklären und zugleich offenlegen, warum sie da und dort zaudert. Die Ausgangssperre ist zweifellos ein wirksames Mittel, private Treffen zu unterbinden. Aber Großraumbüro und Bauhandwerk traut sich keiner strafbewehrt einzuschränken, der Aufschrei von Handel, Gastro und Kultur ist schon laut genug. Der Staat schickt Gutscheine für FFP2-Masken. Das ist keine Schikane, sondern ein Verzweiflungsakt. Wir haben uns eine Reihe von Fragen notiert, die wir die nächsten Tage abarbeiten.
Wir wollten zum Stichtag 29. Januar die Altersstruktur der 195 Ansteckenden und Erkrankten im Stadtgebiet, der sogenannten Aktiven wissen:
Die Rechercheure des Gesundheitsamtes haben seit Monaten den Überblick über die Ausbreitung verloren. Jeder positiv Getestete zählt im Schnitt vielleicht zehn Kontaktpersonen aus dem beruflichen und privaten Umfeld. Bei 20 neuen Fällen wären 200 Gefährdete zu infomieren. Die Nachfragen der Bürgermeister oder Landräte, wo sich die Seuche verbreitet, ob es bestimmte Nester gibt, geht meist ins Leere. "Die Lage ist diffus"", lautet die Standardauskunft. Mitwirkende gehen davon aus, dass immer häufiger Infizierte dem Gesundheitsamt gegenüber bewusst ihre Kontaktpersonen verschweigen, damit diese einer Quarantäneanordnung entgehen. Sie glauben damit Bekannten und Freunden einen Gefallen zu tun. Befinden sich in der unbekannten Kette symptomlose Verbreiter, grassiert die Seuche aufs Neue. Es würde erkären, warum die Infektionszahlen so schleppend nach unten gehen. Analysen sind zudem erschwert, da die Gesundheitsämter nicht die Berufe der Betroffenen erfassen. Diese Angaben könnten hilfreich sein, die Schutzmaßnahmen sinnvoll auszurichten.
Impfen im Schneckentempo
Die Wahrheit wird wohl hoffentlich woanders liegen, realistisch ist Sommer 2022. Wir sind derzeit bei einem Zehntel der möglichen Impfkapazität. Erinnern wir uns, was gesagt wurde, als die Impfhalle in Kohlbruck, die X-Point-Halle, zum Jahresende vorgestellt woren ist: Theoretisch könnten hier täglich 200 Impfungen durchgeführt werden, weitere 100 von zwei Teams im Außendienst. Bei diesem Höchsttempo wäre Passau durchgeimpft bis Mai. Im Klinikum Passau hat der wochenlange Corona-Marathon mit zeitweise über 100 Patienten dazu geführt, dass das Personal ausgebrannt ist, physisch und psychisch. Am Freitagnachmittag hatte die Pressesprecherin die Nachricht verbreitet, die landesweit für Aufsehen sorgte: Das Klinikum sei an seinen Kapazitätsgrenzen angelangt, es meldet sich insofern ab, als nur mehr Notfälle aufgenommen werden. Was nützt das freie Krankenhausbett, wenn das Personal fehlt, dieses zu betreuen? Liegt hier das Problem? Was die Ursachen im Klinikum betrifft, steht eine genaue Erklärung noch aus. Es wird hier nachgetragen. Der Ausfall von 58 Beschäftigten spielt sicher mit eine Rolle.
Diese alarmierende Meldung aus dem Klinikum vom Freitag hat dieses Magazin nicht sofort in die Schlagzeilen gehoben. Sind die Redaktionen schon vom bestimmten Stimmen im Netz derart eingeschüchtert, dass sie Nachrichten unterdrücken, um nicht als Panikmacher dazustehen? Die Anfrage eines Lesers wird ehrlich beantwortet: Der Reporter war an diesem Tag in den Vertrieb eingebunden, Etiketten kleben und Zeitungspakete befördern. Die Ein-Mann-Redaktion war nicht besetzt, wir sind keine Tageszeitungsredaktion.
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04:40
Sonntag
07. März 2021
SOCIAL MEDIA07.03. | Sonntag OPERNHAUS Madama Butterfly ![]() Giacomo Puccinins weltberühmte Oper weltberühmte Oper erzählt die tragische Liebesgeschichte der Geisha Cio-Cio-San (Yitian Luan), die vom in Japan stationierten Offizier Pinkerton (Jeffrey Nardone) mit einem Kind sitzengelassen wird. Eine Geschichte nach wahren Begebenheiten. 12:00 Uhr | Ab 6 Euro OPERNHAUS Die Zauberflöte ![]() Die wohl bekannteste Oper von Wolfgang Amadeus Mozart aus dem Jahre 1791. Sie erzählt nach einer Geschichte des Straubingers Emanuel Schikaneder vom Prinzen Tamino, der sich in phantastischen Welten beweisen muss. Musikalisch verschmelzen hochdramatische Arien und volksliedhafte Gesänge. 12:00 Uhr | ab 6 Euro OPERNHAUS Urfaust ![]() Johann Wolfgang von Goethes Prosastück aus dem Jahr 1775. Eine Tragödie nach der Volkssage um Doktor Faustus. In den Hauptrollen: Ursula Erb als Mephisto sowie Julian Ricker als Faust. Regie: Peter Oberdorf. 12:00 Uhr | ab 6 Euro OPERNHAUS Geliebte Aphrodite ![]() Bühnenstück nach Woody Allens Filmkomödie. Sportjournalist Lenny sucht die leibliche Mutter seines Adoptivsohns und beginnt eine Affäre mit der Prostituierten Linda. Seine Ehe wird auf die Probe gestellt. Ein Chor kommentiert das Schauspiel. 19:30 Uhr | ab 8 Euro
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