Die Passauer Maidult eröffnet in Ostbayern den Reigen der Frühlingsfeste. Mit der Konsumfreiheit von Cannabis und dem Kifferverbot auf Volksfesten findet sie heuer in einem neuen Umfeld statt. Was der OB dazu sagt, welche Festwirte auf der Maidult verantwortlich zeichnen, wie es um die Passauer Brauereivielfalt steht - das erzählen wir Ihnen und Euch hier. Klickt die Fotogalerie.
Die Maidult sei ein Vorreiter der Volksfestzeit, sie stehe für "den Winter wegblasen", sagt Oberbürgermeister Jürgen Dupper. Er betont das "Familienfest". "Bei Cannabis, da bin ich ganz bei der bayerischen Staatsregierung", sagt der Sozialdemokrat. Gefühltes Nicken bei rund 40 Köpfen im Wirtshaussaal zu Passau-Heining. Die Leute könnten ihre Pfeife davor oder danach rauchen, zu einem Familienfest passe sie nicht.
Es ist gute Gewohnheit geworden, dass die Brauereien eine Woche vor der Maidult zur Festbierprobe einladen. Viele Männer und wenig Frauen sind anwesend, Tracht ist angesagt. Alle im Saal haben mit der Maildult zu tun; von der obersten Standlfrau bis zum Polizeichef, vom Brauereidirektor bis zum sogenannten Dultbürgermeister.
|
Festwirtin vom Karlstetter-Zeit und Betreiberin der Jausenstation am Kühberg: Michaela Karlstetter. |
Die Tische sind gedeckt mit weiß-blauen Servietten. Die Kellnerinnen tragen Brotzeit auf, Radieschen, Emmentaler, Essiggurken und Schinken. Nach dem Anzapfen der drei Dreißigliterfässchen der Passauer Marken "Hacklberger", "Löwenbrauerei" und "Innstadt" gesellen sich zur Brotzeitplatte steinerne Bierkrügerl, Halbliter, mit feinen Schaumkronen.
Brauereidirektor Stephan Marold, 51, der Platzhirsch in der Passauer Brauereienlandschaft, hat heute das Sagen. Seine Marke "Innstadt" ist heuer an der Reihe, wenn auf der Maidult am 26. April der Oberbürgermeister das erste Fass anzapft. Er kündigt an, eine schöne Einrichtung nach dem letzten Trachten- und Schützenfestzug werde seine Wiederholung finden, der "Hoagarten". Im Dultstadl wird es nach dem Umzug ein Stelldichein geben der Volkstanzgruppen, der Schuhplattler und Goaßl-Schnalzer. Viele Trachtenvereine reisten von weit her an, der "Hoagarten" schenkte ihnen gebührende Aufmerksamkeit, sagt Marold.
|
Festwirt von der Stockbauer Hütt´n: Julian Kandlbinder. (Foto: Stefan Schopf) |
Dupper lobt Marold dafür, zur Festbierprobe dieses Heininger Wirtshaus ausgesucht zu haben, den Auerwirt. Es wird in Familientradition geführt seit sieben Jahrzehnten. Der OB spricht den Verlust der Wirtshauskultur an. Die Redaktion kennt es von Rückmeldungen. Für Vereine ist es schwierig geworden, Versammlungsorte zu finden. Beispiel Innstadt: Aus einer ehemaligen Brauereigaststätte wurde eine Pizzeria und aus dem Stadteilwirtshaus an der Kapuzinerstraße eine private Kantine für ein IT-Unternehmen. In der Ilzstadt gibt es - nichts. In der Innenstadt gewinnen die Betreiber der Baukasten-Gastronomie die Oberhand.
Zur Passauer Brauereilandschaft: Der größte Profiteur am Volksfest ist die katholische Kirche. Bei der Brauerei in Passau-Hacklberg, die neben ihrer Eigenmarke die Marke der stillgelegten Brauerei "Innstadt" braut, sitzen im Vorstand Bischof Stefan Oster und Generalvikar Josef Ederer. Als einziger Mitbewerber auf dem städtischen Markt verblieben ist die Genossenschaftsbrauerei auf dem Spitzberg, genannt Stockbauer- oder Löwenbrauerei. In Ihren Kesseln wird auch eine Passauer Weißbierspezialität gebraut, das "Andorfer".
|
Festwirt vom Dultstadl und Urgestein der Passauer Klub- und Kneipenszene ("Cubana", "Soda", Ex-"Camera"): Ernst Brenner. |
Für zünftige Stimmung bei der Festbierprobe sorgen zwei Männer aus Kasberg im Wegscheider Land, die "Stiwal Buam". Jonas Leimpek spielt seine Steirische Harmonika so begeistert wie der junge Florian Silbereisen, begleitet von Sepp Stemplinger an der Gitarre. "Ein Prosit der Gemütlichkeit!" Im Heininger Wirtshaus klingt das ehrlich und authentisch.
Die Presse ist zur Festbierprobe eingeladen, um die Werbetrommel zu rühren. Die "Passauer Neue Presse" hat den freien Mitarbeiter Toni Scholz als Fotografen und Texter geschickt, der Bürgerblick, es hat sich so ergeben, ist mit vollzähliger Redaktion, drei Leute, vertreten. "Wenn es etwas umsonst gibt, dann lässt sich der Journalist das nicht entgehen", sagt der Herausgeber. Stadtrat Siegfried Kapfer, pensionierter Polizist, hat die Satire verstanden und lacht.
Eine Personalie ändert sich: Max Lindinger tritt als Dienststellenleiter für die Dulten ab, sein Nachfolger wird Robert Firmhofer, Kassier beim SPD-Ortsverein in Auerbach und Vorstand der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft.
Fotogalerie: Stefan Schopf, Text: hud, mh