Brennpunkt | Freitag, 16. Dezember 22

bild_klein_20834.jpg
Auslöser des Konflikts auf Twitter: Elon Musk will verbieten, dass der Standort seines Privatjets verfolgt werden kann; wenigstens auf seiner Plattform. (Motiv: "Elonjet" auf Mastodon)
Zeitenwende im Netz

Twitter-Debakel: Elon Musk verhängt Maulkörbe gegen Journalisten

Drüben auf Twitter kommt es gerade zur Eskalation. Eine Zeitenwende in der digitalen Welt ist eingeläutet.

Seit zehn Jahren hinterfragt der Autor den Nachwuchs, warum er in der digitalen Kommunikation blind auf privatwirtschaftliche Plattformen vertraut. Dass es nichts kostet und jeder es nutzt, sei kein Argument, sagt er. Mit Blick auf die aktuellen Vorgänge bei Twitter wird einigen einiges klarer.

Der Autor ist dort aktiv, weil es bislang ein praktikables Werkzeug zur Recherche war. Schneller Zugang zu Fachleuten, schneller Kontakt zu Zeugen relevanter Ereignisse, häufig genutztes Sprachrohr der Politik. Gut möglich, dass sich heute das Beraterteam um Kanzler Olaf Scholz erneut der Frage annimmt, ob Twitter als Regierungsplattform noch geeignet ist.*

Heute hat das Kräftemessen zwischen Twitter-Alleinherrscher Elon Musk (Tesla) und der freien digitalen Welt seinen vorläufigen Höhepunkt erreicht. Er hat bekannte US-Journalisten aussperren lassen und die Verbindungen zu dem Berliner Bloggerdienst "Mastodon" gekappt.

Damit ging’s los: Der angeblich zweitreichste Mann der Welt sah sich machtlos dem Umstand ausgesetzt, dass seinen Privatjet im öffentlichen Flugverkehr jeder verfolgen kann; zum Beispiel über “Flightradar24”. Musk greift ein, wo er das Sagen hat, auf Twitter. Er sperrt Verknüpfungen zu den Flugzeugverfolgern. Der 20-jährige US-amerikanische Student Jack Sweeney, der für Musks Privatjet einen eigenen Kanal “Elonjet” geschaffen hat, fliegt als erster.

Die “freie Rede”, die Musk großspurig auf Twitter versprochen hat, ist seitdem Geschichte. Dass der Tesla-Milliardär augenscheinlich Erzählungen der Verschwörungstheoretiker wieder mehr Raum gibt, ist von Anbeginn seiner Übernahme ein heiß diskutiertes Thema auf Twitter geworden. Durch Musk scheint vieles aus dem Lot geraten. Er ließ Köpfe rollen und trennte sich von einem Großteil der Belegschaft.

bild_klein_20835.jpg
Jan Böhmermann (ZDF-Magazin) provoziert den Tesla- Milliardär und wirbt für den Wechsel zum Berliner Dienst "Mastodon". Die Twitter-Zensur ist zum Tagesschau-Thema geworden. (Quelle: Twitter)
Angesichts dieser Vorgänge verlassen immer mehr Menschen die Twitter-Gemeinde und wechseln zu einer freien Plattform namens Mastodon. Dieser freie Berliner Bloggerdienst, gegründet 2016 von dem Jenaer Eugen Rochko, ist zudem als gemeinnützig anerkannt. Als Mastodon auf Twitter wirbt, der Kanal “Elonjet” seit dort ungehindert abrufbar, setzt Musk zum Rundumschlag aus. Er kappt die Verbindungen zum Berliner Mitbewerber; mehr noch: Er sperrt Zugänge einer Reihe von US-Journalisten. Er betrachtet alle als feindliche Mitwirkende, die seine Anweisungen untergraben.

Derweil wirbt das aktive Twitter-Mitglied Jan Böhmermann (2,7 Millionen Twitter-Fans) für den Wechsel zu Mastodon.

Die Zeitenwende in der digitalen Welt scheint angebrochen. Weg von den alten, reichen Menschenfängern, deren Gefangene ihr Geschäftsmodell mehrten, hin zu sozialen (!) gemeinnützigen Netzwerken, die unabhängig von der Wirtschaft sind. Gerne mit einem einmaligen Mitgliedsbeitrag in den Spendentopf, fügt der Autor an.

*der Stellvertretende Regierungssprecher Wolfgang Büchner und das Auswärtige Amt haben sich bereits geäußert, dass die Sperrung von Journalisten "inakzeptabel" sei, "Damit haben wir ein Problem", schreiben die Regierungsorganisationen.

hud

 

Unabhängiger Journalismus ist abhängig von zahlenden Lesenden

Wenn Sie uns zusätzlich unterstützen wollen, hier können Sie „spenden“.
Hinweis fürs Finanzamt: Zahlungseingänge werden wie Abozahlungen verbucht.
Bürgerblick als gemeinnützige Gesellschaft zu etablieren ist in Arbeit.

18:32
Dienstag
03. Oktober 2023
 
Bitte klicken Sie diese Förderer
und Freunde der freien Presse:

PRIVATE PLATTFORMEN

KULTURKALENDER
03.10. | Dienstag
FREYUNG
Landesgartenschau: The Lemon Orchestra
 

Zwischen Gitarre, Bass und Orgel erklingt der bayerische Gesang von Fabrizio Feuersalamander und Johannes Maria Haslinger. Die Eigenkompositionen verbinden Blues mit Disco-Pop.


11:00 Uhr | 16 Euro
CAFÉ MUSEUM
Jazz-Session
 
bild_klein_21477.jpg

Ob Profi oder Amateur, jeder darf sein Können auf der Bühne zeigen. Gitarrist David Wildner eröffnet den Abend.


20:00 Uhr | freier Eintritt