Es ist Samstagmittag, draußen vor dem Fenster leichter Schneefall.
Der Autor versucht, sich auf Vertriebsrechnungen und Buchhaltung zu konzentrieren. Da schickt ihm ein Mitbewohner die neueste Twitter-Nachricht von Hubert Aiwanger, seines Zeichens stellvertretender Ministerpräsident des Landes Bayern. Seine Botschaft sollte der twitter-fernen Weltöffentlichkeit nicht vorenthalten werden.
Aiwanger schreibt unter dem Schlagwort "Wir haben es satt": Fleischverzehr von Rind, Schwein und Geflügel werde kritisiert, aber heute sei es "in", Insekten ins Essen zu mischen, damit Veganer ihr tierisches Eiweiß bekämen. Früher seien Lebensmittelbetrieb wegen Mehlwürmern und Schaben geschlossen worden, fügt er an.
Die Twitter-Gemeinde klärt ihn auf, dass Veganer auf jegliches tierische Eiweiß, also auch auf Insekten verzichten. Da legt Aiwanger nach: Der Veganer wüsste am Ende gar nicht, dass ihm Insekten untergemischt werden und er eigentlich kein Veganer mehr ist.
Eine FAZ-Kolumnistin stellt die spöttische Zwischenfrage, ob Veganer, die Insekten essen, am Ende dieselben Leute seien, die in geheimen Gängen unter dem Central Park das Blut von minderjährigen Kindern trinken. Ein Kölner Journalist meint zu Aiwanger: "Unfassbar, dass Sie in Sphären mit Verantwortung gestolpert sind."
Sticheleien und Aufklärungen berühren den ranghöchsten Freie-Wähler-Politiker nicht. Er behauptet: "Eventuell müssen die Insekten im Essen gar nicht deklariert werden und sie (Anm. d. Red.: die Veganer) essen sie ohne es zu wissen." Dies, so meint der stellvertretende Ministerpräsident, werde vielleicht aus "Fürsorge" gemacht, damit jeder genügend tierisches Eiweiß erhalte.
Anmerkung der Redaktion: An der Spitze der bayerischen Staatsregierung müssen keine Nahrungsexperten sitzen. Deshalb: Aiwanger bleibt im Amt.
hud
