Nachrichten | Thursday, 04. December 25

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Bühne Scharfrichterhaus. (Foto: Stefan Schopf/ Bürgerblick)
Kabarettwettbewerb im Scharfrichterhaus

Maxi Pongratz: Theater im Kreuz, Beil in der Hand

Passau - Jury und das Publikum waren sich einig: Der Mann aus Oberammergau, der mit seinem Akkordeon von seiner persönlichen Passion singt und erzählt, gewinnt das große Scharfrichterbeil 2025.

Maxi Pongratz, Jahrgang 1987, kommen Tränen in den Augen, als ihm Moderator Matthias Egersdörfer die schwere Klinge überreicht. Die Uhr zeigt nach Mitternacht. Als Zugabe singt er ein Schlaflied über schlaflose Nächte, über die Mühsal des Zähneputzens und darüber, warum eine Barbara als Traumfigur das Leben bereichern kann. 

Schon als Bub hatte er – wenn man seinem Vortrag glaubt – eine Kinderrolle in den Oberammergauer Passionsspielen übernommen. Wer dort für 5.000 Menschen spielt, fährt für 70 im Scharfrichterhaus nicht extra nach Passau. Für ihn habe es sich trotzdem gelohnt.

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Sein Akkordeon fällt auf: Der bewegliche Teil zwischen den Tasten öffnet sich wie ein Farbfächer. Moderator Egersdörfer lässt sich von einem Diplomphysiker aus der ersten Reihe den Fachbegriff zurufen – Fächerbalg –, damit alles seine Ordnung hat.

Pongratz, der gelernte Gärtner, meidet harte Konsonanten. Sie seien Stolpersteine, sagt er, und für ihn, der zum Stottern neigt, Hindernisse, die man umgeht, indem man beim Sprechen voraus denkt. Zum Einstieg bekennt er, dass die Angst seine engste Vertraute sei. Von den Passionsspielen geprägt, erzählte er, wie Jugendliche in seinem Dorf Szenen nachstellen: Kreuzigungen am Garagentor, Geißelungen im Schulhof. „Wir haben das Theater im Kreuz“, sagt er. Seine Wortspiele sind wirkungsvoll und wie seine Musik oft in Moll angelegt.

Platz zwei: Aktivismus mit Witz und Wucht

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Das mittlere Beil ging an eine selbst ernannte Aktivistin, die zwischen Wien und Berlin pendelt. Annphie Fritz, Jahrgang 1989, prägte an diesem Abend den Begriff der „Arschlochifizierung“. Mit ihrer Schauspielkunst zeigte sie, wie Männer sich gebärden würden, wären sie das menstruierende Geschlecht. Sie demonstrierte auch, wie man einen Mann entwaffnet, der „Geiler Arsch!“ ruft: Man dreht sich um, zeigt sich überrascht, wirkt gerührt – und geht dann in die Offensive, als wolle man es gleich jetzt und hier mit ihm treiben. Ihr Feminismus sitzt, weil er mit Humor arbeitet und Männer nicht herabsetzt. Sie nimmt sich selbst mit auf den Arm.

Platz drei: Die zwei Scherzkekse
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Das kleine Beil erhielt kein klassisches Kabarettstück, sondern die wohl unterhaltsamste Nummer des Abends: Kaffeekannen werden zu Krippenspielfiguren, dazu eine Skiabfahrt, wie man sie auf einer Bühne selten gesehen hat. Das "Duo Burloni" – „zwei Scherzkekse“, wie ihr Name bedeutet – zeigte schnelle, physische Comedy mit Figuren und Gesten, die große Wirkung haben. In ihnen stecken zwei Clowns, darunter ein gebürtiger Venezianer.

Es gab nur fünf statt sechs Auftritte. Die zweite Frau auf der Kandidatenliste, Mona Kospach, hatte sich krankgemeldet. Ohne Beil nach Hause gingen der Wiener Niko Nagl und der Mühlviertler Mario Sacher.

Die Jury über den Sieger: Bei Maxi Pongratz „ziehen die Wörter in den Kampf“. Er sei „authentisch auf der Bühne, hoch musikalisch“, er gehe „existentiell und poetisch in die Tiefe“. Und: Es sei „kein Anbiedern an den Zeitgeist“, was er präsentiere. Moderator Matthias Egersdörfer setzte noch einen drauf: Pongratz sei der „Beweis, dass die Oberammergauer Pest Jahrhunderte später auch etwas Gutes geleistet hat“. Er sei „aus der Geißelung auferstanden“.

hud

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Donnerstag
4. Dezember 2025
 
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04.12. | Thursday
FUZO
Holzmarkt
 
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Waren und Handwerk aus Holz: Korbwaren, Vogelhäuser, Bürsten, Fässer, Holzschnitzereien, Krippenfiguren, Bilderrahmen, Laubsägearbeiten, Möbel und Holzspielzeug. 


09:00 Uhr | Eintritt frei
OPERNHAUS
Auf Engelsflügeln
 
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Im Zentrum des zweiten Kammerkonzerts steht die Harfe, begleitet von Flöte, Oboe, Englischhorn, Fagott, Violoncello und dem Sopran von Yitian Luan. Das Programm versammelt Werke von Carl Philipp Emanuel Bach, Marcel Tournier, Bertold Hummel, André Jolivet, John Rutter, Johann Sebastian Bach (Bearbeitung Charles Gounod) und Reynaldo Hahn.


19:30 Uhr | ab 19 Euro
SCHARFRICHTERHAUS
Gesangskapelle Hermann
 
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Die fünf Sänger der Gesangskapelle Hermann präsentieren ihr fünftes Studioalbum „Sehr sogar“. Das Programm kombiniert Einflüsse aus Hip-Hop, Schlager und Pop. Die Gruppe aus Österreich wurde bereits zweimal für den „Amadeus Austrian Music Award“ nominiert.


20:00 Uhr | ab 28,50 Euro
CAFÉ MUSEUM
Janice Harrington
 
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Die US-amerikanische Sängerin Janice Harrington, geboren 1942 in Clevelandverbindet Blues, Jazz und Gospel. Begleitet wird sie von Werner Gürtler (Posaune), Frank Folgmann (Gitarre), Helmar Hill (Klavier), Christian Steiner (Bass) und Daniel Stockhammer (Schlagzeug). Konzert wird morgen wiederholt.


20:00 Uhr | ab 5 Euro