Nachrichten | Freitag, 29. Juli 22
Neuer Recyclinghof Passau-Haibach: Wenn Umweltschutz ein Naturparadies zerstörtPassau – Beim Abfalltrennen geht es in der Dreiflüssestadt akribisch zu. Der Abfallentsorger stellt keinen gelben Sack, in dem die Konsumenten, wie fast überall, den Müll der Verpackungsindustrie sammeln und abholen lassen können. Umweltbewusste Bürgerinnen und Bürger sollen ihren Abfall selbst trennen und in die Recyclinghöfe bringen. Das System führt jetzt in einem Stadtteil zu einer grotesken Situation: Für den Umzug der Umweltschutzeinrichtung soll ein 2.000 Quadratmeter großes Naturparadies zerstört und fruchtbarer Boden versiegelt werden. In der Pressemitteilung des Rathauses klingt die Nachricht erfreulich: Ein neuer Standort sei für den Umzug des Recyclinghofes Passau-Haibach gefunden. Das Bebauungsplanverfahren werde an den "potentiellen dauerhaften" Ersatzstandort "rasch vorangetrieben". Bis die neue Anlage in Betrieb geht, soll die Abfallannahmestelle mit ihren 22 Sammelcontainer am "Park & Ride"-Platz (1.500 Quadratmeter) bei der Wohnhauskapelle St. Ägidius an der Kapuzinerstraße aufgestellt werden. Am bisherigen Standort, seit 29 Jahren in Betrieb, hatte der Verpächter wegen Eigenbedarfs gekündigt. Der Bau- und Kiesunternehmer will sich ausbreiten. „Die genaue Adresse des neuen Recyclinghof-Standorts in der Wiener Straße hat die Stadt noch nicht bekanntgegeben“, schreibt die PNP. Die Verschwiegenheit hat wohl einen guten Grund. Der ausgesuchte Standort ist heikel, möglicherweise aus Hochwasser- und Umweltschutzgründen überhaupt nicht genehmigungsfähig. Dennoch: Der Abfallentsorger, der „Zweckverband Abfallwirtschaft Donau Wald“, kurz „ZAW“, ist zuversichtlich. Der Pachtvertrag mit dem Grundstückbesitzer, einem Innstädter Großgrundbesitzer und Bauern, ist laut Pressemitteilung des Rathauses bereits geschlossen. Erneut würde wertvoller Boden auf Stadtgebiet versiegelt, zuwider der wichtigsten Herausforderung unserer Zeit, Natur, Grundwasser und Klima zu schützen.
Mit dieser heiklen Standortfrage wird sich der Stadtratsausschuss für Stadtentwicklung befassen müssen. Leute vom Vermessungsamt haben ihre Markierungen bereits gesetzt. Alternativen? Ein Stadtrat der „Passauer Liste“ hatte im Dezember 2021 in der PNP einen Standort vorgeschlagen, der für alle Innstädter näher liegt und nicht in die Natur eingreift: das umzäunte Gelände (1.300 Quadratmeter) des jetzigen Bolzplatzes an der Abzweigung zur Freinberger Straße. Möglicherweise müsste der Christbaumpflanzer dahinter noch ein Stück abgeben, um die notwendige Fläche zu erreichen. Der Bolzplatz könnte auf die große Wiese gegenüber wechseln, wo er – so erinnert sich der Stadtrat – in seiner Jugend bereits war.
hud
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