Nachrichten | Samstag, 28. Januar 17

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Ein Audi-Cabrio stellte sich der PNP-Demo entgegen, unfreiwillig: Die Polizei hatte den Steinweg zu spät gesperrt. (Foto: Tobias Köhler)
Klein, aber laut

PNP-Demo bremst Diekmann aus

Eine kleine, aber laute Gruppe von knapp 50 Journalisten, Verlagsangestellten und Gewerkschaftsvertretern ist Plakate schwenkend, trillerpfeifend und trötend durch die Passauer Innenstadt gezogen: Protest gegen die Verlegerin der „Passauer Neue Presse“ (PNP), die sich seit Monaten weigert, mit den Gewerkschaften Verhandlungen über einen Haustarif aufzunehmen. Bei der Demo kam zu einer unfreiwilligen Begegnung mit PNP-Altverleger Diekmann.

„Dreist und unverschämt“

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Michael Busch, Landesvorsitzender des Bayerischen Journalistenverbandes, schalt die PNP-Verlegerin wegen ihres Verhaltens gegenüber Mitarbeitern als "dreist und unverschämt". (Foto: Tobias Köhler)
Eine Anspielung auf die Kälte, hier die winterliche, dort die soziale im Verlagshaus, konnte sich Michael Busch, Landesvorsitzende des Bayerischen Journalistenverbandes (BJV), bei seiner Rede nicht verkneifen. Angeblich hat die Verlegerin in einem internen Schreiben die Aktionen der Gewerkschaften und ihrer Anhänger als „Ehrverletzung“ und „Beleidigung“ bezeichnet. Busch konterte, dass vielmehr das Verhalten der Verlegerin „ehrverletzend“ sei, die sich weigere, mit Menschen zu reden, für die sie Verantwortung trage, die glaube, mit einer Einmalzahlung das Unrecht der Vergangenheit ungeschehen zu machen. Diese „lächerliche Versöhnungsgeste“, so Busch, sei „dreist und unverschämt“. Simone Tucci-Diekmann hatte im Vorfeld der ersten Demo publiziert, dass sie jeden Vollzeitbeschäftigten mit einmalig 500 Euro belohnen wolle, Teilzeitbeschäftigte mit entsprechenden Anteilen.

"Wertschätzung bringt Wertschöpfung"

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Am Ziel des Weges: Die PNP-Leute vor der "Alten Presse" in der Neuburger Straße. Als hier bis 1996 gearbeitet wurde, war die Tarifwelt noch in Ordnung. (Foto: Tobias Köhler)
"Wertschätzung bringt Wertschöpfung", hatte eine Demonstrationsteilnehmerin auf ihr Plakat gemalt. Die mangelnde Wertschätzung der Mitarbeiter ist das Kernproblem. Sie führt zu Unzufriedenheit und äußert sich in Protesten wie diesen. An der Wiege der "Passauer Neue Presse", heute Sitz der Caritas in der Altstadt, hatten die PNP-Leute ihren Marsch  begonnen. Für die Ansprachen der Gewerkschaftsvertreter von BJV und Verdi hielten sie inne an der Bahnhofstraße, wo die PNP eine Geschäftsstelle betreibt. Sie versammelten sich zum Schlussbild vor der "Alten Presse", bis 1996 der Verlags- und Redaktionssitz der PNP. Es waren symbolische Stationen mit Orten aus einer Zeit, da die Tarifordnung noch galt und die Redakteure sich wertgeschätzt fühlten.

Polizist stoppt PNP-Altverleger

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Am Ludwigsplatz erwartete eine Polizeistreife die Mediendemonstranten. Für das Grüppchen genügte die Fußgängerampel, es bedurfte keiner zusätzlichen Straßensperre. (Foto: Tobias Köhler)
Um 11.45 Uhr, am letzten Viertel der Demostrecke, kam es zu einer bizarren Begegnung. Beim Busbahnhof bremste der Aufzug der Demonstrierenden den Fahrer einer grauen Audi-Limousine aus, der in den Kreisverkehr einbiegen wollte. Ein freundlicher Polizeibeamter erklärte dem Mann am Steuer, dass sein Recht auf Vorfahrt wegen der Demo gerade eingeschränkt sei, er kurz warten müsse. Der Audifahrer war PNP-Altverleger Dr. Dr. Axel Diekmann. So wurde er wahrscheinlich unfreiwillig zum Augen- und Ohrenzeugen von Protestplakaten und dem Pfeifkonzert gegen seine Tochter.

Diekmann-Anzeigenblatt schickt Berichterstatter
"Wetten, dass die PNP und ihre Töchter über den hausinternen arbeitspolitischen Konflikt nicht berichten?", hatten wir das Medienmonopol ("Passauer Neue Presse", "Am Sonntag", "Passauer Woche", "Pressekurier", Unser Radio") gelockt. Nach monatelangem Schweigen der Diekmann-Presse hat es wahrscheinlich gewirkt. Das vom Altverleger gegründete Anzeigenblatt "Am Sonntag" will angeblich berichten. Es beauftragte eine freie Journalistin, die ehemalige PNP-Redakteurin Regina Ehm.

Die PNP beschäftigt im alten Kerngebiet rund 120 Redakteure, 20 Volontäre und 400 Verlagsangestellte. Altverleger Dr. Axel Diekmann hatte sich bereits 2004 vom Tarif verabschiedet. Er zersplitterte die PNP in Gesellschaften (heute 15, ohne "Donaukurier"), um die Mitarbeiterrechte zu schwächen.

Text: hud  Fotos: Tobias Köhler

Über Demo und PNP berichten wir in der gedruckten Ausgabe Anfang Februar.

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