Nachrichten | Samstag, 23. Juli 22

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Demonstrierende gegen die Haltung der katholischen Kirche zu sexueller Freiheit und Selbstbestimmung halten ein Transparent mit dem Porträt des Passauer Bischofs hoch: "Wichsen ist Mord". (Foto: Francois Weinert)
Treffen der Erzkonservativen

Studentinnen protestieren vorm Stephansdom gegen Passauer Bischof

In Passau treffen heute bei öffentlichen Protesten und Aktionen Menschen aufeinander, die eine gegensätzliche Haltung zu Sexualität und Abtreibung haben; eine liberale Mehrheit protestiert gegen eine konservative Minderheit.

Provokation vor dem Domportal: Aktivistinnen vom „Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung“ entrollen ein Transparent, das Bischof Oster zeigt, wie er mit spitzen Fingern ein Papiertaschentuch hält. Darauf ist zu lesen „Wichsen ist Mord.“

Bischof Stefan Oster hat die konservative Lebensrechtsbewegung „Pro Life“, die sich unter anderem gegen das Recht der Frau auf Abtreibung stellt, zu einem Treffen eingeladen. Während in der Andreaskapelle, einer Innenhofkapelle des Stephansdoms, der Bischof mit drei Dutzend „Pro Life“-Anhängerinnen und Anhängern die Messe feiert, haben sich vor seiner Kathedrale Demonstrierende versammelt, nach Schätzung eines Fotografen rund 120. Protestplakate („Feministische Frontalattacke“, „Schwangerschaftsabbruch ist Grundversorgung“) und Ansprachen richten sich gegen Dogmen der katholischen Kirche, insbesondere den erzkonservativen Kurs, den der Passauer Bischof fährt. „Mein Körper, meine Entscheidung, erhebt Eure Stimme!“, ruft die Schar einen englischen Reim: „My Body, my choice, raise your voice!“ Es sind überwiegend Studentinnen, Mitglieder linker Gruppen, lesbische Frauen und schwule Männer, Vertreter der Antifa.

„Ob Kinder oder keine, entscheiden wir alleine“, skandieren die Demonstrierenden später auf dem Domplatz. Sie haben vom Kirchenportal gewechselt zu einem katholischen Erwachseneninternat, das der Bischof im Haus einer ehemaligen Internatsschule hat einrichten lassen. Hier sind die Gäste von „Pro Life“ zum Mittagessen eingeladen. In dieser sogenannten „Home Base“ werden auserwählte junge Männer und Frauen kostenpflichtig zu Jüngerinnen und Jünger Jesu im Sinne der katholischen Lehre geformt.

Etwas erschrocken über den Protestaufmarsch auf dem Domplatz, begeben sich die „Pro Life“-Mitglieder, eher ältere Semester, aber auch junge Mütter mit Kind, von der Kapelle über den Domplatz zur Jüngerschaftsschule. Sie vermeiden es in einer Gruppe aufzutreten, damit sie nicht Ziel des Protestes werden. Der Bischof selbst hat sich angesichts der Protestierenden wohl entschieden, das Mittagessen mit seinen Gästen ausfallen zu lassen. Medienleute und Aktivistinnen warten auf ihn am Eingang zur "Home Base" vergebens. Eine Pressesprecherin, die an der Kapelle ein Fotografierverbot ausgesprochen hatte und am Jüngerschaftsinternat die Presse betreute, konnte die Frage, ob und wann der Bischof eintrifft, nicht beantworten. 

Der Schutz des ungeborenen Lebens und das Recht der Frau über Körper und Leibesfrucht - in diesem Spannungsfeld positionieren sich die Menschen je nach ihrer Haltung. Die Meinungen prallen heute in Passau sicht- und hörbar aufeinander. In den USA, Wurzel der „Pro Life“-Bewegung, hat das Oberste US-Gericht das Abtreibungsrecht soeben gekippt, in der liberalen Gegenrichtung bewegt sich Deutschland, wo das ärztliche Werbeverbot für Abtreibungen gerade abgeschafft worden ist.

hud

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