Mannschaften von zwei Kranwagen, zwei Schwertransportern, einem Streifenwagen und einem halben Dutzend Begleitfahrzeugen waren gestern an der ehemaligen Innstadtbrauerei im Einsatz. Vier Sudkessel sind verladen worden für ihre Reise nach USA.
Zehn Jahre nachdem der Betrieb der 1318 gegründeten Innstadtbrauerei eingestellt und die Marke von der katholischen Kirchenbrauerei „Hacklberg“ übernommen worden ist, wurde ihr nun bildlich gesprochen das Herz entrissen, die kupfernen Kessel des Sudhauses, deren größter 40.000 Liter fasst. Ein junges US-Brauereiunternehmen in Wisconsin hat die museumsreifen Passauer Relikte gekauft und wird sie als dekorative Schale im Brauhaus benutzen, seine Stahlkessel damit ummanteln.
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Zwei Kräne sind zur Übergabe im Einsatz, denn das blau verpackte Schwergut, Gesamtgewicht 20 Tonnen, ist im "Paradiesgarten" neben dem alten Brauereihof zwischengelagert worden. (Foto: mediendenk) |
„Schade, dass wir nichts daraus gemacht haben“, bedauert einer der vielen Schaulustigen, ein Landschaftsgärtner. Das Sudhaus mit seinem alten Inventar hätte eine schöne Kulisse für einen Gastronomiebetrieb hergegeben, meint er. Dass diese Branche bei uns derzeit krankt, Mangel an Betreibern und Personal für Leerstände sorgt, belegt der Blick auf ein Anwesen schräg gegenüber: Seit Jahren steht ein modern eingerichtetes Café mit Terrasse leer.
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Kurz nach Mitternacht rollten die Tieflader mit den vier verpackten Kupferkesseln am Kapuzinerplatz los. (Foto: mediendenk) |
Von 19 Uhr bis nach Mitternacht dauerte die spektakuläre Verladeaktion der vier blau verpackten, bis zu fünf Tonnen schweren Pakete im Riesenformat. Deren größtes nahm auf der Ladefläche des Transporters eine Breite von 5,30 Meter ein. „Ein Abtransport durch die Innstadt zur Marienbrücke war wegen der Enge der Gasse nicht möglich“, erklärt Johann Baumann, Geschäftsführer der Eigentümerin, des Verkäufers. Die Schwertransporter wählten den Weg über Achleiten und Neuhaus am Inn Richtung Autobahn. „Vier Tage dauert die Reise bis zum Hamburger Hafen“, erzählt einer der Mitwirkenden. Die Passauer Kessel werden nach New York verschifft, von dort geht es 1.500 Kilometer auf dem Landweg westwärts weiter nach Wisconsin.
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Blick in das Kesselhaus während der Demontage. (Foto: mediendenk) |
Wie bürokratisch kompliziert solche Transporte über EU-Grenzen hinweg sind, zeigte der Aufwand an Fahrzeugen: für das 30 Kilometer lange Stück durch Österreich mussten österreichische Begleitfahrzeuge die beiden Tieflader übernehmen. Auf dem Teilstück durch die östliche Innstadt waren Helfer eingesetzt, die den rollenden Riesen Hindernisse aus dem Weg räumten, Schilder an Verkehrsinseln demontierten.
hud
