Nachrichten | Sunday, 03. August 25

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Kaffee ist ein kostbares Gut geworden – auch für Diebe. Unser Bild zeigt eine Packung einer Passauer Rösterei, die eingestellt worden ist. Die Darstellung dient der Illustration und vermeidet aktuelle Markenwerbung. (Foto: mediendenk)
Kriminalität

Organisierter Kaffeeklau: Täter plündern Netto-Filialen im Raum Passau

"Kaffee to go" – nicht im Becher, sondern regalweise: In mehreren Netto-Filialen im Raum Passau fehlt plötzlich Kaffee im großen Stil.

Aufmerksam wurde die Passauer Polizei durch einen vereitelten Diebstahl im Netto-Markt im Einkaufszentrum "Donauquartier" in der Bahnhofstraße. Zwei Männer versuchten dort am 1. August Einkaufstüten voller Kaffeebohnen aus dem Laden zu tragen – ohne zu bezahlen. Als eine Mitarbeiterin sie ansprach, ließen sie die Taschen fallen und flüchteten ohne Beute. Die Polizei wurde eingeschaltet, umliegende Märkte informierten sich gegenseitig und führten interne Bestandsprüfungen durch.

Es stellte sich heraus: In Windorf verschwanden rund 50 Packungen Bohnenkaffee, in Eging am See 64*. Der Verkaufswert: gut 2.000 Euro. Der Zeitpunkt des  Diebstahls ließ sich da wie dort auch auf den 1. August eingrenzen.

Wie unsere Recherchen ergaben, ereignete sich ein ähnlicher Fall auch in Hauzenberg. Dort soll ein Diebesduo mit 15 Packungen in einer Einkaufstasche beobachtet worden sein. Die Polizei prüft Zusammenhänge.

Die Serie ist kein lokales Phänomen. Bereits im Mai 2023 stoppte die Polizei auf der A93 bei Thiersheim (Landkreis Wunsiedel) einen 39-jährigen Mann, der rund 1.000 Packungen Kaffee im Kofferraum hatte – Beute im Wert von etwa 12.000 Euro. Es war einer der größten dokumentierten Kaffeeklau-Fälle Bayerns. Die Ermittler sprachen von organisierter Kriminalität.

Ein Jahr später im Mai 2025 meldete das Polizeipräsidium Unterfranken den nächsten Fall: Kaffeebohnen im Wert von 950 Euro wurden gestohlen, Fahrzeugschlüssel sichergestellt, die Ermittlungen laufen.

Auch bundesweit häufen sich ähnliche Fälle. In Brandenburg wurden im Juni Moldauer festgenommen, die mit vollgepacktem Auto und Kaffeebohnen im Wert von mehreren Hundert Euro unterwegs waren – ebenfalls mit Vorstrafen im Bereich Bandendiebstahl. In Hamm stahlen drei Männer im Juli Bohnenkaffee aus einer Drogerie am Hauptbahnhof, einer war schon wenige Tage zuvor mit acht Kilogramm Diebesgut aufgefallen. In Lathen, Bielefeld und anderen Städten gingen Täter gezielt vor, lenkten Zeugen ab, räumten Regale leer.

Warum ausgerechnet Kaffee? Was früher als Massenware galt, ist heute wertvolles Konsumgut. In den letzten fünf Jahren stiegen die Preise für Röstkaffee bei Discountern um über 70 Prozent. Ein Pfund, das früher unter drei Euro kostete, liegt 2025 oft bei rund fünf Euro. Markenprodukte erreichen bis zu 20 Euro und mehr pro Kilo. Gründe sind Ernteausfälle durch Klimaveränderungen, gestiegene Transportkosten, Spekulation und ein angespannter Weltmarkt.

Kaffee ist damit für Diebe attraktiv: leicht zu verstauen, gut zu verkaufen, hochpreisig – und meist frei zugänglich im Supermarktregal. In vielen bayerischen Filialen werden die Regale für Markenkaffee inzwischen gesichert – mit Vitrinen, Clips oder Kameras. Was früher keine Bohne interessiert hat, steht heute im Mittelpunkt organisierter Kriminalität.

Zum Vorfall in Hauzenberg gibt es derzeit noch keine offizielle Polizeimeldung. Nach telefonischer Auskunft der Polizei soll diese aber noch folgen.

hud

*Die Polizeiinspektion Vilshofen hat die ursprüngliche Zahl von 450 Packungen tags darauf korrigiert und verweist auf eine gewissenhafte Überprüfung des Filialleiters.

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