Nachrichten | Monday, 02. June 25Passau weitet Videoüberwachung und Alkoholverbot ausDie Stadt Passau plante heute im Stadtrat gleich zwei Schritte, die den Überwachungs- und Verbotsstaat weiter ausdehnen. Anders als oft behauptet, kamen die härteren Einschränkungen der persönlichen Freiheit nicht von den Grünen, sondern von der SPD-geführten Stadtregierung. Die Tagesordnung enthält zwei brisante Vorlagen: die Wiedereinführung der Videoüberwachung im Klostergarten sowie die Ausweitung des Alkoholverbots auf weitere Bereiche der Innenstadt. Nachtrag: Mit jeweils acht Gegensstimmen wurden beide Maßnahmen beschlossen. Zur Videoüberwachung gab es eine stundenlange Grundsatzdebatte. Es tauchten viele Fragen auf:
Nun versucht die Stadt, mit einem sogenannten „Treuhandmodell“ und einer begleitenden Satzung zur „sicheren und attraktiven Gestaltung“ des Parks die Überwachung durch die Hintertür wieder einzuführen. Die Kameras sollen künftig nicht mehr live auf übertragen, sondern die Aufnahmen in einer abgeschotteten Form gespeichert und nur im Anlassfall ausgewertet werden. Kritiker sprechen von einem Etikettenschwindel: Überwachung bleibe Überwachung – und die Grundsatzfrage nach dem Verhältnis von Sicherheit und Freiheit sei nicht aus der Welt. Die Stadt hatte 2018 begonnen, den belebten Platz im Stadtzentrum zu überwachen. Es sind zehn Kameras montiert, davon zwei schwenkbare. Zeitgleich will die Stadt auch das seit 2021 bestehende Alkoholverbot rund um den Zentralen Omnibusbahnhof und dem Neue-Mitte-Park verschärfen. Künftig soll der Konsum und das Mitführen alkoholischer Getränke auch auf dem Weg bis zum Ludwigsplatz untersagt sein – ein Eingriff in den öffentlichen Raum, der in einem Land, das sich als Bier- und Festkultur versteht, zunehmend widersprüchlich wirkt. Während die CSU auf Landesebene mit ihrem Verbot gendergerechter Sprache symbolpolitisch in Grundrechte eingreift, ist es in Passau die SPD, die mit Einschränkungen im Alltag nachzieht. Es wäre der Moment, in dem sich eine liberale Kraft für die Bürgerrechte starkmacht – doch die FDP, wie sie unter Max Stadler (1949-2013) existierte, ist im Passauer Stadtrat nicht mehr vertreten. Stadler verdanken wir es, dass die Rathaussitzungen transparenter wurden, die öffentliche Übertragung ins Netz gestartet wurde; leider bis heute ohne Mediathek, damit beispielsweise Berufstätige den Inhalt zu einem späteren Zeitpunkt abrufen können. Der frühere Bundesvorsitzende Guido Westerwelle (1961-2016) hatte einst gewarnt: „Man kann mit dem Vorwand, die Sicherheit brauche das, jede gesetzliche Verschärfung beschließen“. Und: “Freiheit stirbt immer zentimeterweise“. Ein freiheitlicher Staat muss mehr leisten als nur Sicherheit. Er muss auch Freiheit sichern. An diesem Grundsatz droht Passau sich zu verlieren. Die öffentliche Sitzung beginnt heute um 16.15 Uhr im Großen Redoutensaal. hud
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Mittwoch
4. Juni 2025
PRIVATE PLATTFORMEN04.06. | Wednesday UNIVERSITÄT Gendersprache und Grundrechte Die Berliner Rechtsprofessorin und Verfassungsrichterin Ulrike Lembke beleuchtet aus grundrechtlicher Perspektive die Debatte um Sprachverbote und geschlechtergerechte Sprache. Ort: Innsteg-Aula. 16:00 Uhr | frei
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