Brennpunkt | Sonntag, 20. September 15

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Glückliche Momente: Vor dem Festzelt drehte das Brautpaar eine Ehrenrunde mit der Landauer Kutsche. Sepp Küblbeck mit Frack schwenkt den Zylinder, sein Ehemann Oliver Storz winkt. (Photos: Tobias Köhler/mediendenk)
Männerhochzeit mit Dombesuch

"Positives Zeichen für katholische Kirche gesetzt"

Eine rauschende Männerhochzeit hat am Samstag die Passauer Gesellschaft bewegt. „Wir brauchen den Bischof nicht. Er kann uns die Türe nicht zu sperren“, hatte das Hochzeitspaar im Vorfeld gesagt. Sie ernteten für ihren Auftritt von Bürgern und ihren 400 Gästen so viel Zuspruch und Applaus, dass sie zeitweise vor Rührung die Tränen zurückhalten mussten. Unter den Gratulanten war auch CSU-Generalsekretär Scheuer.

Seppi Küblbeck, 51, und Oliver Storz, 43, zwei Floristmeister, fuhren mit einer vierspännigen Kutsche am Stephansdom vor, traten ein, benetzten sich mit Weihwasser und hielten inne im Gebet. Es war einer der besonderen Momente, in denen sie darum gebeten hatten, von Pressefotografen nicht gestört zu werden. Als überzeugte Katholiken war ihnen dieser Gang in die Kirche wichtig.

Ein Tag, der nur ihnen gehörte
Die beiden Blumenkünstler sind in der Bischofsstadt für ihre Inszenierungen und Ausstellungen bekannt. Für ihre eigene Hochzeit wählten sie große Szenerie, die ihnen ganz allein gehörte: Sie mieteten sich für die standesamtliche Trauung  den Großen Rathaussaal, genossen eine 45-minütige Hochzeitsreise über die drei Flüsse in einem 80 Meter langen glitzernden Ausflugsschiff (700 Plätze). Dort saßen sie zu Zweit vor einem gedeckten Tisch am Oberdeck und winkten den Zuschauern zu. Von einem Ort zum andern brachte sie die vierspännige Landauer Kutsche und ein orangefarbenes VW Käfer Cabrio, Baujahr 1972.

Zwischen Blumen und Stroh
Erst am Abend umgab sich das Männerpaar mit seinen 400 Gästen. Vor einem Dorfwirtshaus hatten sie über eine Wiese mit Apfelbäumen ein weißes Zelt gespannt.  Es war ein Fest zwischen echten Apfelbäumen, Blumen und Stroh, mit bayerischer Hausmusik und vielen Kindern: Sie gehören zu den Gönnern des städtischen Kinderhorts.     

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Vor dem Standesamt betrat das Männerpaar den Dom: Sie sind beide Mitglied der katholischen Kirche. (Photos: Tobias Köhler/mediendenk)
Private Geste des Generalvikars
"Ihr setzt ein positives Zeichen für die katholische Kirche. Geht in den Dom, Ihr habt es Euch verdient", soll der Stellvertreter des Bischofs, Generalvikar Klaus Metzl, bei einem privaten Besuch wenige Stunden vor der Trauung gesagt haben. Sie waren von dieser Geste so gerührt, dass sie darüber zum Auftakt der Hochzeitsfeier erzählten. Metzls warme Worte stehen im Widerspruch zur Kälte, die der Passauer Bischof Stephan Oster solchen Lebensgemeinschaften entgegenbringt: Er hatte wenige Wochen zuvor in seinem Facebook-Auftritt Partnerschaften, die nicht dem kirchlichen Sakrament der Ehe entsprechen, mit "Gangsterbanden" verglichen.

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CSU-Politiker gratuliert bei Schwulenhochzeit: Andi Scheuer umarmt Seppi Küblbeck. (Photos: Tobias Köhler/mediendenk)
Bischof reiste nach Berlin
Metzl durfte wohl auf bischöfliche Anweisung zur Hochzeitsfeier nicht kommen. Bischof Stefan Oster selbst weilte an diesem Tag in Berlin. Unter den Gästen waren vertreten eine ehemalige Bischofssekretärin und der Vertreter einer Partei, die mit der Homo-Ehe eigentlich wenig anfangen kann: CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer. Der Politiker gratulierte dem Brautpaar mit sichtbarer Herzlichkeit. Das Geschäft der Floristmeister liegt in unmittelbarer Nachbarschaft von Scheuers Stadtwohnung. Das Paar ist seit langem mit ihm befreundet.

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